2021: Jahresrückblick anhand meiner Amazon-Bestellungen

Im Jahr 2021 habe ich insgesamt 18 Bestellungen bei Amazon getätigt. Genug für einen Jahresrückblick, der auf meinem Kaufverhalten basiert.

Das Jahr beginnt mit Pflanzendünger, den ich am 22. Januar bei Amazon bestellte. Zuvor erfuhr ich, dass man Grünpflanzen nicht nur düngen könnte, sondern auch sollte. Meine Monstera1 hatte damit begonnen, einige Blätter abzuwerfen, sie wurden erst gelb und dann braun. Jahrelang wuchs die Pflanze vor sich hin und bekam regelmäßig neue Blätter, eins nach dem anderen, immer saftig-grün. Zwischendurch habe ich sie umgetopft und sie wurde noch größer. Dann kamen plötzlich die gelben Blätter und ich war etwas verwirrt: Was will sie, was braucht sie? Vielleicht Pflanzendünger! (Ein paarmal habe ich die Pflanzen gedüngt, ehe der Dünger in der Kammer verschwand. Dort stand er bis vorhin, als mir beim Betrachten meiner Amazon-Historie wieder einfiel, dass man Pflanzen regelmäßig düngen sollte.)

  1. Monsteras (siehe Wikipedia) sind seit einigen Jahren Trendpflanzen, die jeder Hipster bei sich in der Altbaumwohnung stehen haben sollte. Bei mir ist es so, dass ich eher kein Hipster bin, aber zwei Dinge seit Ewigkeiten gerne betrachte: Monstera-Blätter und ältere Cavalier-King-Charles-Spaniel. Die (seltsame) Vorliebe für diese Pflanze und diese Hunde muss tief in meiner Kindheit verwurzelt sein, vielleicht ergibt sich irgendwann mal ein Gespräch mit einem Psychologen, der mir weiterhelfen kann.

Am 10. März habe ich mir eine neue Kamera bestellt: die X-T3 von Fujifilm. Es macht zwar viel Spaß, mit ihr zu fotografieren, aber sie fällt irgendwie mehr auf als andere Kameras – ständig schauen mich Menschen an, wenn ich irgendwas fotografiere! Die Leute schauen, als würde ich auf offener Straße einen Hund belästigen, dabei mache ich doch nur meine harmlosen Fotos. Da war zum Beispiel ein Kioskbesitzer, der aus seinem Kiosk stürmte und mich wüst beschimpfte. Wahrscheinlich dachte er, dass ich seinen dämlichen Kiosk fotografiert hatte – und es stimmt, ich fotografiere nur Kioske und tapeziere mit den Bildern meine heimlich gemietete Zweiwohnung. Dort habe ich im Wohnzimmer einen ganzen Kiosk eingerichtet, weil ich vernarrt bin in Kioske. (Usw., usf.) Nein, mir sind Kioske völlig egal. Der Mann regte sich jedenfalls tierisch auf und ich ging schnell weg, bevor er Fantadosen nach mir werfen würden. Jedenfalls würde ich die X-T3 vielleicht nicht noch mal kaufen, sondern eine kleinere Kamera, die nicht weiter auffällt, womöglich die X100V. Aber warum gähnen Sie denn?!

For The First Time

Am 12. März bestellte ich das Album «For The First Time» von Black Country, New Road auf CD. Ich mag das Album sehr. Leider hat mein CD-Player die Angewohnheit, Songs nicht immer vollständig abzuspielen. Der Laser scheint hängen zu bleiben, was weiß ich, das Gerät hat seinen Job noch nie ordentlich erledigt. Ich habe es sogar einmal umgetauscht, vor allem, weil der CD-Halter (aus Plastik) schräg war, leicht schräg, aber schon sichtbar schräg. Der Saturn-Mitarbeiter fand das zwar übertrieben, aber er hat mir trotzdem einen neuen Karton samt CD-Player gegeben, der nicht immer alles abspielt, was auf den CDs enthalten ist. (Als zwischendurch auch unser Sonos-System Songs übersprang, war das kein leichtes Leben mehr.)

Am 16. Mai 2021 bestellte ich das Buch «The Anthropocene Reviewed»2 von John Green, dessen Podcast wie das Buch heißt und den ich gerne höre. Als ich selbstständig war und meine Mittagspausen gerne auch mal zwei Stunden dauerte, habe ich zahlreiche Podcasts entdeckt und gehört: Zeit Verbrechen, klar, Gemischtes Hack, klar, und auch S-Town, 99 Percent Invisible, Twenty Thousand Hertz, Freakonomics Radio, Wind of Change und viele mehr. Das bestellte Buch ließ dann lange auf sich warten.

  1. Bücher kaufe ich meistens im Buchladen um die Ecke (oder bei «Kafka» in Detmold). Bei Amazon bestelle ich hin und wieder englische Bücher, weil die preislich unschlagbar sind, und manchmal bin ich halt ein Sparfuchs, der gerne 5 Euro spart. Selten kaufe ich E-Books für meinen Kindle, zum Beispiel Dan-Brown-Romane für den Urlaub, die will ich nicht auf Papier haben.

Niemand hat ihn getötet

Am 26. Mai bestellte ich den Krimi «Ich habe ihn getötet» von Keigo Higashino. Ich lese gerne Bücher von japanischen Autorinnen und Autoren, seit ich verspätet Haruki Murakami für mich entdeckte. (Das schrieb ich auch schon in meinem Jahresrückblick 2020.) Von Keigo H. habe ich alles gelesen und mindestens gemocht, aber das Buch hier habe ich eigentlich gehasst, denn der Autor verrät am Ende nicht den Mörder, die Mörderin! Das sollen die Leser selbst machen. Ich müsste das Buch also abermals lesen und die Hinweise erkennen und schließlich kombinieren, wer den Dings ermordet hat. Dafür habe keine Zeit, darauf habe ich keine Lust. (Ich lese nur selten Bücher ein weiteres Mal. Am meisten – nämlich viermal – habe ich «Plattform» von Michel Houellebecq gelesen.)

Am Strand

Am 29. Juni bestellte ich eine Strandmuschel. Wir fuhren dann nämlich nach Rügen und saßen dort an diversen Stränden. Die Muschel gab uns Schutz und Geborgenheit. Sie ist nicht unbedingt schön, aber auch nicht so abstrus hässlich wie die anderen Strandmuscheln, die dort an den Stränden zu betrachten waren. Praktisch ist das aufblasbare Kissen, das ich ebenfalls bestellte: Mit wenigen Atemzügen war es prall genug, um meinen schweren Kopf zu halten. Da lag ich also und starrte entweder in den blauen Himmel oder in die blaue Strandmuschel. Zwischendurch richtete ich mich auf und betrachtete nackte Menschen, die dort überall herumlümmelten. Urlaub in Deutschland ist schön und gut, dachte ich, aber es ist weiterhin nicht das Wahre. Geradezu erleichtert war ich, als wir im Spätsommer doch noch in ein Flugzeug stiegen und eine wunderbare Zeit in Barcelona3 verbrachten. Ohne Strandmuschel.

  1. In Barcelona habe ich den besten Jazz-Plattenladen der Welt entdeckt: «Jazz Messengers» in Eixample. Dort kaufte ich mir die Jubiläumsausgabe von «Giant Steps» (John Coltrane). Die Verkäuferin war äußerst sympathisch und freundlich und bewandert. Dass ich eigentlich erst wenig Ahnung von Jazz habe, konnte ich gut verbergen, indem ich den Laden mehrfach und überschwänglich lobte. Er hat es aber auch verdient! Allein seinetwegen muss ich schnell zurück nach BCN.

Am 6. Dezember machte ich mir quasi selbst ein Nikolausgeschenk und bestellte das neue Mastodon-Album, es heißt «Hushed and Grim». Diesmal nicht als CD, sondern als Vinyl. Mein Plattenspieler ist derzeit nicht am Verstärker angeschlossen, denn seit wir einen neuen Fernseher haben, ist auf dem Lowboard nicht mehr genügend Platz für den Plattenspieler. Jahrelang schauten wir Filme und das «Dschungelcamp» auf einem 32-Zoll-Fernseher (sic!), das glaubte uns niemand und viele Besucher standen in unserem Wohnzimmer und lachten uns geradezu aus. «Damit schaut ihr Filme?!», riefen sie und riefen sogleich Freunde und Verwandte an, um ihnen von dieser Ungeheuerlichkeit zu erzählen. «Hör mal zu, da sind zwei, die schauen Titanic auf einem 32-Zoll-Fernseher!» No more! Diese Zeiten sind vorbei, denn im Sommer fuhren wir in den hiesigen Saturn und ließen uns beraten4. Alsbald stand er da, ein TV der Marke SONY. 55 Zoll, OLED, wunderbar. Nur dass der Plattenspieler jetzt nicht mehr neben den Bildschirm passt.

  1. Es ist (natürlich) so, dass ich mich leicht obsessiv in das Thema TV-Kauf einlas und einarbeitete und gerade davor vor war, völlig durchzudrehen, als wir spontan bei Saturn die aktuellen Fernsehgeräte betrachteten. Ein Fachverkäufer löste sich aus den Kulissen und gestand unaufgefordert seine Liebe zu SONY-Geräten. Er selbst habe sogar seine Ehe aufgegeben, um nun allein mit einem 55-Zoll-TV der genannten Marke glücklich zu werden. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, betonte er mehrfach. Wir beglückwünschten den Mann und taten so, als müssten wir uns das mit dem TV noch mal genau überlegen und verließen den Saturn fluchtartig. Am Folgetag erstanden wir den Fernseher bei Media Markt.

Am 21. Dezember lag «The Anthropocene Reviewed» plötzlich doch noch im Briefkasten. Am 16. Mai bestellt, im Dezember angekommen. Immerhin hat sich das Warten gelohnt, das Buch ist sehr gut: Ich vergebe 4,5 Sterne. Am 23. Dezember habe ich bei Amazon spontan ein Last-Minute-Geschenk bestellt, das tatsächlich am Vormittag des folgenden Tages im Briefkasten lag. Das war dann die kürzeste Wartezeit in diesem Jahr.

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Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr