Blog

Mehr Arbeit, weniger Homeoffice

Glosse. Viele Firmen haben eine Obsession mit dem Homeoffice entwickelt, aber im negativen Sinne. Überall sollen die Arbeitnehmer wieder ins Büro kommen, am liebsten jeden Werktag. Das Heimbüro soll, wie früher, eine Ausnahme bleiben, etwa wenn der Klempner ein paar Rohre aus der Wand reißt. Noch gewähren die meisten Firmen ihren Mitarbeitern ein oder zwei Tage im Homeoffice. Zähneknirschend und womöglich nicht auf Dauer.

Wenn sich der Wind dreht und alle wieder um ihre Jobs fürchten müssen, können die Chefs endlich rufen: «Seid doch froh, überhaupt Arbeit zu haben! Seid dankbar, macht Überstunden!» Es gibt doch auch einen Obstkorb (nur leider sind die Äpfel vergammelt).

Teilzeit ist schlecht, Homeoffice ist schlecht

Generell sollen alle mehr arbeiten. Logisch: Wer länger am Schreibtisch sitzt, schafft doch auch mehr. Wer mit dem Geist arbeitet, kann ja mehr Kaffee konsumieren. Herr Merz, den einige Menschen als Kanzler gewählt haben, möchte auch, dass das Volk fleißiger arbeitet. Mahnend redet uns der Kanzler ins Gewissen, es bedarf einer gesellschaftlichen Kraftanstrengung.

Teilzeit ist schlecht, Homeoffice ist schlecht, Arbeitslose sind schlecht. In Deutschland gilt: Arbeit ist alles. Das Kind erzieht sich schon von selbst und eigentlich kann es auch allein von der Kita nach Hause gehen, die KI kann ja helfen. Vom SUV wird es auch nicht mehr überfahren, denn die Elterntaxis parken auf dem Firmengelände – Papa und Mama schuften für Deutschland, für Merz, für den Wohlstand. Derweil verbrennen alle, die nicht mehr leisten können. Aber bitte: Nehmt euch doch einen Apfel.

← Übersicht

Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr