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Projekt: Athen-Website

25.09.2020

Ich war in Athen, schrieb einen langen Text darüber und veröffentlichte ihn als Website.

Vor genau einem Jahr reisten meine Verlobte und ich nach Athen. Wir blieben zwei Wochen und erkundeten die griechische Hauptstadt in langen Streifzügen. Es war herrlich und manchmal nervig. Ich notierte viel und fotografierte, um später einen Reisetext zu schreiben. Der ist erst jetzt fertig geworden – und lang ist er geworden, ich war wohl in Schreiblaune.

Jedenfalls überlegte ich mir, wie ich den Text samt Bildern im Netz präsentieren könnte. Andere Reisegeschichten habe ich einfach in mein Content-Management-System geworfen und schnell veröffentlicht, zum Beispiel: The City Is Extremely Hot über New York City. Der Athen-Text aber hat eine eigene Webseite verdient, fand ich, und baute die geschwind.

Entstanden ist ein langer Onepager aus sauberem HTML-Code. Ich nutze CSS-Variablen, Grids und die neue Lazyload-Funktion, die im Chrome-Browser eingebaut ist. Die Fotos laden also erst dann, wenn sie sich dem Auge des Betrachters nähern. Für die Bilder habe ich außerdem PhotoSwipe eingebunden, ein kleines JavaScript-Ding, über das ich vor einer ganzen Weile einen Artikel geschrieben habe. Ich nutze weder Adobe Fonts noch Google Fonts, sondern hoste die Schriftarten selbst. Wie das geht, habe ich für heise online aufgeschrieben (€).

Das Schreibprogramm behauptet, dass ein fiktiver Durchschnittsleser mindestens eine halbe Stunde für die Lektüre des Athen-Textes benötigt. Deshalb glaube ich, dass nur wenige Leute die komplette Geschichte lesen werden. Ein langer Reisetext widerspricht einfach den typischen Lesegewohnheiten im Netz: Leser springen von Headline zu Headline, lesen gelegentlich mal ein, zwei Zeilen und scrollen dann schon wieder weiter. Ein echter Lesegenuss ist das nicht, weil dann wieder eine neue Mail eintrudelt oder eine Push-Nachricht den Flow stört – usw., usf.1

  1. Ich selbst sammle fleißig viele Online-Artikel, Reportagen, Essays, die ich später – irgendwann – lesen möchte. Eine Weile habe ich mir lange Texte auf den Kindle geschickt und damit gelesen. Eigentlich eine schlaue Idee, finde ich, aber in letzter Zeit habe ich den E-Book-Reader ein wenig vernachlässigt und vergessen.

Print lebt!

Auf Papier hingegen können Texte so lang sein, wie sie wollen, selbst 1500 Seiten (z.B.: DFW, Unendlicher Spaß). Das analoge Lesen macht am meisten Spaß, ist ein haptisches Vergnügen, manchmal auch ein olfaktorisches. Vielleicht gestalte ich – irgendwann – mit Affinity Publisher noch ein kleines Booklet, eine Art Athen-Magazin, lasse das tausendfach drucken und werfe es aus einem Flugzeug über der Stadt ab! Oder verkaufe es in einem Bauchladen. […]

Wie dem auch sei: Ungeduldigen Athen-Interessierten möchte ich den Abschnitt über die Akropolis empfehlen, das ist mein Lieblingsteil. Es spielt nämlich eine rauchende Schildkröte mit. (Ansonsten freue ich mich natürlich, wenn Sie sich doch etwas Zeit nehmen und das ganze Ding lesen.)

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Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr