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Journalismus ist nicht neutral

14.07.2025

Wie neutral muss eine Nachrichtenmeldung sein? Ich finde: niemals zu neutral, denn Neutralität im Journalismus ist ohnehin pure Einbildung. Schließlich ist die Meldung erschienen, weil ein Redakteur das so entschieden hat. Journalisten wählen aus und bewerten. Sie entscheiden stets auch subjektiv, was sie schreiben. Es gibt keine absolute Objektivität, Journalismus war noch nie neutral. Hunter S. Thompson hat’s verstanden, aber etwas übertrieben.

Manchmal ist Objektivität auch eine Ausrede, um unangenehme Dinge nicht klar beim Namen nennen zu müssen. Es heißt, dass eine Meldung stets «beide Seiten» wiedergeben soll. Deswegen dürfen die drei Klimaleugner auch immer ihre Meinung in die Welt posaunen, während die anderen 97 verzweifelt widersprechen. False Balance ist es auch, wenn ein AfD-Männchen auch noch etwas sagen darf; selbst wenn das alles lächerliche Lügen sind. Treten Sie ans Mikrofon, Frau Weidel!

Gefragt ist natürlich Haltung. Journalisten müssen schreiben, was ist: Ein Autofahrer hat einen Radfahrer getötet, nicht das Auto. Ein Terrorist tötet nicht nur, er mordet. Es ist kein Portal, sondern eine rechtspopulistische Plattform. Usw. Journalisten müssen die Dinge klar benennen, ehrlich sein, fair und deutlich. Sie müssen erklären, bewerten und einordnen. Es gibt auch Themen, bei denen absolut keine Neutralität gefragt ist, sondern eben die klare Haltung. Bei Rassismus gibt es kein «Pro und Contra», auch nicht bei Menschenrechten, bei Hass und Hetze, bei Nazis. Kein «Oder soll man es lassen?» Ohne Haltung geht es nicht, ohne Haltung gibt es keinen guten Journalismus. Und dann gewinnen die Bösen.

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Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr