Es weht ein kalter Wind
Die AfD hat einen kleinen Infostand aufgestellt; er steht neben dem Klo. Es ist Markttag, in diesem Stadtteil haben die Rechtsextremen keine Chance – hier gehen die Menschen lieber zum Sommerfest der Grünen; hier leben viele Familien, denen es gutgeht. Zwar fummeln Unbekannte regelmäßig die «FCK NZS»-Aufkleber von den Straßenlaternen, aber eigentlich sind die Leute hier angenehm weltoffen und bunt. Deshalb lebe ich hier gern.
Jetzt müsste ich der AfD wohl, äh, Chuzpe zusprechen, dass sie sich hierher traut und ausgerechnet hier ihren peinlichen Infostand aufstellt. Doch es wird Berechnung sein, wahrscheinlich hoffen sie, dass irgendein «linksradikaler» Marktbesucher ihren Stand verwüstet oder ihnen auf die Schnauze haut – dann könnten sie sich wieder als Opfer stilisieren. Die arme, arme AfD.
Doch arm ist diese Partei natürlich nicht. Und sie will das vierte Reich so dringend. Ein Reich mit einem sauberen Stadtbild, mit Deutschen, die aber wirklich deutsch sind. Bis ins elfte Glied. Dass sich die AfD nun auch in diesem grünen Stadtteil offen präsentiert, ist vielleicht erst der Anfang von etwas Üblem.
Da steht ein AfD-Stand neben dem Klo
Eines Tages kommen sie schon noch an die Macht – im Zweifel mit der CDU. Das ist nicht mehr auszuschließen. Es ist eine Möglichkeit, die wir betrachten müssen. Dass eines Tages Jens Spahn ruft: «Leute, wir machen das jetzt, wir bilden eine Schwarz-braune Koalition!» Dann steht hier nicht mehr nur ein kleiner AfD-Stand neben dem Klo, sondern es wird ein eiskalter Wind durchs Land wehen.
Daniel Berger ist Tech-Journalist in Hannover, er schreibt Artikel über das Internet. Außerdem bloggt er Stadtgeschichten über Hannover. Mehr